26.02.2015

"Die Marke Rosenheim geprägt"

Beton, Fleisch und Wurst, Decks für Parkett: Unterschiedlicher könnten die Produkte der drei Unternehmen, die den Rosenheimer Wirtschaftspreis 2015 erhalten haben, nicht sein. Trotzdem gibt es eine Gemeinsamkeit, die auch ausschlaggebend für die Ehrung war: Beton-Bernrieder, die Metzgerei Palmberger und die Perfactum GmbH sind inhabergeführte Familienunternehmen, welche die Marke Rosenheim seit Jahrzehnten prägen.

"Sie tragen den Ruf der Stadt als wirtschaftsstarker Standort weit über die Grenzen der Region hinaus", so Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer in ihrer Laudatio.

Rosenheim - Über 100 Ehrengäste, Reden, feierliche Klaviermusik von Leo Betzl: Doch es war nicht dieser festliche Rahmen, welcher der Verleihung den Stempel aufdrückte, sondern eine Geste mit Symbolkraft: Preisträger Ernst Palmberger trug nach seinen Dankesworten die an ihn überreichte Skulptur quer durch den Raum des Kultur- und Kongresszentrums und übergab ihn seinen Mitarbeitern mit den Worten: "Hier ist Euer Preis". Dieses Wir-Gefühl im Unternehmen ist ein weiteres Band, das die drei Geehrten verbindet, zeigte der Festakt deutlich.

Spannende Geschichten aus der Bernrieder-Firmengeschichte erzählte Laudator Robert Daxeder, Obermeister der Bauinnung Rosenheim. Kaum jemand wusste, dass der Firmengründer als unehelich Geborener keine Chance hatte, in die väterliche Landwirtschaft einzusteigen, jedoch als Getreidehändler und Schiffmeister auf dem Inn doch noch eine Karriere startete und nach dem Bau der Eisenbahn auf den neuen Baustoff Portland-Beton umstieg. Mit Erfolg: Die Firmengeschichte, die vor 140 Jahren mit Serienartikeln, wie Viehtränken, begann, wird in der vierten Generationen weitergeführt. Michael und Anton Bernrieder, die den Preis entgegennahmen, beschäftigen heute 50 Mitarbeiter, erwirtschaften einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro, beliefern die Bauwirtschaft, den Baustoffhandel und Privatkunden mit Produkten aus Beton (Spezialität: Fertiggaragen und Pflastersteine). "Wir fühlen uns wohl in Rosenheim und bleiben hier auch", lautete das klare Bekenntnis der Bernrieders zum Traditionsstandort im Industriegebiet Ost.

Nicht nur sehen, sondern auch schmecken kann jeder die Produkte der Metzgerei Palmberger, seit 61 Jahren ansässig in Rosenheim. Die Wurstsemmeln in der Allianz-Arena oder der Leberkäs an Rastanlagen der Autobahn sind Beispiele für den bundesweiten Vertrieb der Produkte. Der Name Palmberger stehe außerdem für Wurstwaren ohne Glutamat, Gluten, Soja und Phosphat, für Fleisch, das ausschließlich aus Bayern stamme, und für umweltfreundliche Produktionsweisen, so Bauer.

Dieses Engagement wird mit dem höchsten Qualitätssiegel der Lebensmittelbranche gewürdigt. Täglich verarbeitet die Metzgerei 200 Schweinehälften und produzieren 120 Tonnen Wurst und Schinken pro Woche, berichtete Laudator Franz Knarr. Dass der Betrieb einer großen Metzgerei in Zeiten, in denen die EU-Bürokratie intensiv mitredet, nicht einfach ist, zeigte auch die Rede von Geschäftsführer Ernst Palmberger. Die Erleichterung darüber, dass der Firmenhauptsitz In der Schmucken weiterhin in einem Mischgebiet liegt und damit der Bestandsschutz für den Betrieb gesichert ist, war ihm anzumerken.

Während fast jeder den 34 Meter hohen Turm von Beton-Bernrieder kennt oder schon einmal eine Leberkässemmel von Palmberger gegessen hat, wirkt der dritte Preisträger, das Unternehmen Perfactum, eher im Verborgenen. Der Laudator, Professor Heinz Köster, Präsident der Hochschule, brachte die Bedeutung des vor 40 Jahren gegründeten Unternehmens für die mit 100 Milliarden Euro Jahresumsatz in Deutschland wichtige Holzbranche auf den Punkt. Geschäftsführer Gerald Rhein hat das Unternehmen 1996 aus der ehemaligen Heilborn GmbH heraus erworben und erfolgreich weiterentwickelt. Perfactum hat sich in der Branche mit hochwertigen Decks (die oberste, sichtbare Schicht) für Holzparkett im Premiumbereich einen Namen gemacht.

Metzgerei Palmberger ehrt langjährige Mitarbeiter

Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer überreichte Michael und Anton Bernrieder, Ernst Palmberger und Gerald Rhein den Wirtschaftspreis der Stadt.
Foto: Stadt Rosenheim / Text: OVB

Produziert wird nicht in Rosenheim, sondern in Lettland und in der Slowakei. Nur zehn der 100 Mitarbeiter arbeiten in der Stadt, berichtete Köster. Sie erwirtschaften jedoch 40 Prozent der Wertschöpfung des Unternehmens, das jährlich etwa zehn Millionen Euro umsetzt.

Die Standortentscheidung für Rosenheim fiel nach Angaben von Rhein ursprünglich aus der Tatsache heraus, dass Rosenheim weltweit als die Holzstadt bekannt ist. Diese Monopolstellung in der holztechnischen Ausbildung gibt es heute nicht mehr, trotzdem ist Rosenheim nach Überzeugung von Rhein ein starker Standort für die Holzbranche geblieben. Denn hier ist nach wie vor eine Ausbildungs- und Wissensschmiede vorhanden, die eine außergewöhnlich hohe Anzahl qualifizierter Mitarbeiter garantiert, zeigte sich Rhein überzeugt. Sein Unternehmen arbeitet eng mit der Hochschule zusammen: Perfactum bietet Praktika, Themen für Bachelor- und Masterarbeiten und offeriert studienbegleitende Jobs. Rhein ist außerdem Vorstand des Fördervereins der Hochschule und Mitglied im Hochschulrat.

Rosenheimer Wirtschaftspreis

Zum sechsten Mal hat die Stadt Rosenheim den Wirtschaftspreis verliehen. Er würdigt alle zwei Jahre Unternehmen und Persönlichkeiten, die herausragende Leistungen für den Standort Rosenheim erbracht haben. In diesem Jahr wurden 22 Unternehmen vorgeschlagen. Die Entscheidung des Stadtrates fiel einstimmig auf Beton-Bernrieder, die Metzgerei Palmberger und die Perfactum GmbH. Zitat des Tages "Selbstverständlich stehen wir hinter dem ,Green campus'", sicherte Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer beim Festakt zur Verleihung des Wirtschaftspreises der Hochschule Rosenheim die Unterstützung bei der räumlichen und inhaltlichen Weiterentwicklung zu.

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