Regionales Fleisch ist die Zukunft

In Brasilien wird Fleisch mit krebserregenden Stoffen präpariert und mit Pappe gestreckt bevor es exportiert wird. Wie können wir uns schützen?

Auch wenn man in den deutschen Medien wenig davon hört, in Brasilien sorgt ein "Gammelfleisch Skandal" (Carne fraca: "schlechtes Fleisch") noch immer für Aufruhr.

Führenden brasilianischen Fleischkonzernen, wie zum Beispiel Marfrig, BRF und dem Marktführer JBS,wird vorgeworfen, seit Jahren Hunderte von Inspektoren bestochen zu haben um ungehindert Gammelfleisch weltweit als Qualitätsware zu verkaufen. Sie sollen über Jahre verdorbenes Rindfleisch verkauft und zum Teil mit krebserregenden Mitteln präpariert haben, um Gestank und Verfall zu kaschieren. Bereits abgelaufenes Fleisch war regelmäßig neu datiert und mit Frischfleisch vermengt worden. Bei den Untersuchungen entdeckte man ebenfalls mit Salmonellen kontaminiertes Geflügel. Außerdem sollen Fleischprodukte mit Kartoffeln, Wasser und sogar Pappe gestreckt worden sein. EU als einer der Hauptabnehmer Brasilien ist der Weltmeister in Sachen Export von Rind und Huhn und gilt als der viertgrößte Schweineproduzent: Jährlich wird in Höhe von 12 Milliarden Dollar in mehr als 150 Länder verkauft. Zu den wichtigsten Abnehmern zählen die EU, China und die USA. Kein Wunder also, dass dieser Korruptions-Skandal weltweit auch politische Folgen hatte: Obwohl Präsident Michel Temer sein Kabinett zu einer sofortigen Krisensitzung einberufen hatte und erklärte, dass Exportfleisch strengen Kontrollen unterläge, stoppte China sofort den Import und auch in der EU wurden Kontrollen angeordnet.

"Brasilianisches Fleisch in zahlreichen Fertigprodukten

Wo steckt brasilianisches Fleisch drin?

Da Import-Fleisch deutlich billiger ist als europäisches, wird es im großen Stil in sogenannten Convenience Produkten (Fertiggerichten) verarbeitet. Ob es der südamerikanische Klassiker Chili con carne ist, Hähnchen-Geschnetzeltes mit Curry, Linseneintopf mit Speck oder andere Fertigprodukte: sobald Fleisch verarbeitet wurde, können wir nicht mehr erkennen, aus welcher Region es stammt. Laut Verbraucherzentrale sind Herkunftsangaben nur bei unverarbeitetem Fleisch Pflicht, bei verarbeiteten Produkten muss die Herkunft nicht kenntlich gemacht werden.

„Wer auf Sicherheit setzt, kauft regional“

Das ist nicht nur für uns Konsumenten mehr als ärgerlich, sondern auch für die regionale Landwirtschaft. Durch importiertes Billigfleisch ist der Kunde preislich „versaut“, er kann auf den ersten Blick keine Qualitätsunterschiede erkennen und vergleicht billiges Importfleisch mit den qualitativ hochwertigen und teureren regionalen Angeboten in der Metzgerei.

In Bayern kann man nicht „tricksen“. Das ist ein Benefit für die Verbraucher, für die die Produzenten aber auch tief in die Tasche greifen. Wer also in Sachen Fleisch auf Nummer Sicher gehen will, sollte am besten selber kochen und seine Zutaten frisch und regional kaufen.

Gerhard Bell

Andreas Palmberger jun.

Metzgerei Palmberger
Rosenheimer Traditionsmetzger

„Kunden wundern sich manchmal über unsere Preise“ verrät Andreas Palmberger jun., Rosenheimer Traditionsmetzger, der den Familienbetrieb schon in dritter Generation führt. Doch das entspringt häufig der Unkenntnis: „Sie vergleichen günstigere argentinische oder brasilianische Steaks aus Massentierhaltung beispielsweise mit unserem Jungbullen-Premium-Steakfleisch und stellen fest, dass das Kilo bei uns 2 bis 3 Euro teurer ist. Hier unterliegen Metzgereien aber extrem strengen Qualitätsauflagen, bei jedem Stück in der Frischetheke können wir nachweisen, von welchem Tier es stammt, die Etikettierung ist ganz klar“.

Herkunftsnachweis bei Fleisch

Wer seinen Sonntagsbraten mit gutem Gewissen genießen will, achtet bei Frischfleisch auf die Herkunftskennzeichnung, die man auf dem Etikett findet. Hier wird detailliert aufgelistet, wo das Tier geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurde. Erfolgen Geburt, Mast und Schlachtung in demselben Land, kann einfach „Herkunft“ angegeben werden.

Herkunftsnachweis Fleisch

 

Test Fleisch

Rinderhälften im Schlachthaus, Foto: fotolia

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